Frühzeit

In den späten 1920er Jahren, richtete sich die Künstlerin, aus dem Dachboden ihres elterlichen Wohnhauses, eine Atelier-Wohnung ein. Aus dieser Zeit stammt das Stilleben. Vor dem Spiegel des Ateliers entstanden Selbstporträtstudien verschiedener Gesichtsausdrücke, Kohle auf Packpapier, wie zum Beispiel das untere. Auch ein Porträt ihres 2. Mannes, Dr. Fritz Schmidl , stammt aus der Zeit. Hühner am Zaun erinnert an sommerliche Aufenthalte „am Land“.

Die Künstlerin liebte Italien und Dalmatien, wo, auch auf der Insel Korcula, Malsommer verbracht wurden.

Emigration über die Schweiz, Frankreich und England nach Amerika

Einmarsch, 1938, der deutschen Truppen in Österreich. Die sich äußerst schwierig und abenteuerlich gestaltende Emigration führte auch über England, wo die hilfreiche Phyllis Etti gemalt wurde. Nach stürmischer Überquerung des Atlantischen Ozeans, im Dezember dieses Jahres, wurde der Hafen der Freiheit, New York, erreicht. Aus dem Atelier auf Park Terrace, im Norden Manhattans, stammen die unteren Aquarelle.

Das Straßenleben in New York faszinierte Trude Waehner und, mit Vorliebe, das, downtown, im jüdischen Viertel um Orchard Street gelegene. Von einer Reise nordwärts, in die Seefahrer-, Fischer- und Hafenstadt Gloucester stammen zwei weitere Aquarelle.

Dieulefit

Nach dem Krieg, erwarb Trude Waehner ein kleines Bauerngut in Süd-Frankreich. Die Federzeichnung zeigt einen Teil des Hauses und das Aquarell ein Selbstporträt.

Neben dem Malen, gab es einen wunderbar einfachen Haushalt, wovon das Stilleben unten zeugt. Malausflüge in die Nachbarschaft fanden oft statt und der Arzt in Dieulefit gehörte zum Freundeskreis.

Aus Wien

Ob in Südfrankreich oder in Venedig, Wien blieb, mit seinem selbst-gebauten und - eingerichteten Atelier, immer ein Ort an den man zurückkehrte. Das Aquarell Vor der Oper, die Zeichnung der Freundin Poldi Kurz, das Porträt des bedeutenden Kulturstadtrats Matejka und die Zeichnung des Bühnenbildners Otto Niedermoser zeugen hievon.

O.M.Fontana war Erzähler, Lyriker und Journalist. Mathilde Strnad, die Witwe des Architekten, Designers und Bühnenbildners Oskar Strnad, auch Lehrer von Trude Waehner, war in der Nazizeit 3 Jahre versteckt, in Zeiselmauer an der Donau, und überlebte.

Italien

In den späteren Jahren, nahm sich Trude Waehner ein Atelier in Venedig, klein, im obersten Stock eines Hauses, an einem Kanal, im Stadtteil Dorso Duro. „Mia cara Bruna“ kam mit dem Haushalt helfen. Eine Studienfreundin, aus der nun Universität für Angewandte Kunst, wohnte auf der Giudecca, wo die Künstlerin auch malte.

Von einer Reise zu der mittelalterlichen Stadt der Türme in der Toscana brachte die Künstlerin das Aquarell unten mit. Eine Bekanntschaft mit Mario Rigoni-Stern führte zu der Zeichnung – er war ein bedeutender italienischer Schriftsteller, Veteran des 2. Weltkrieges und Konzentrationslager-Überlebender.

Israel

Anlässlich eines Besuches in Israel, entstanden eine Reihe von Bildern, darunter auch die zwei Zeichnungen. Ein Gedi ist eine Oase in der Wüste Juda, westlich des Toten Meeres, auch bekannt für sein Kibbutz und nicht weit von den Qumran Höhlen.

Zeichnungen von Musikern

Als Teil ihrer Ausbildung, genoss Trude Waehner auch eine fundierte musikalische Ausbildung. Ihr Interesse für Musik zeigte sich auch in der Porträtierung vieler Musiker. Aus den früheren Jahren stammt die Zeichnung des deutschen Geigers und Komponisten Adolf Busch, Bach spielend, der auch ein Gegner des Nationalsozialismus war. In den späteren Jahren, interessierten die Künstlerin die Canzoniere Popolare Veneto, die auch in ihren Holzschnitten dargestellt werden. Die Sängerin Luisa Ronchini gehörte dieser Gruppe an. Der weltberühmte Cellist, Komponist und Freiheitskämpfer Pau Casals, der sich weigerte sowohl im bolschewistischen Russland als auch in Franco-Spanien aufzutreten, wurde von der Künstlerin vielfach porträtiert, auch, während des dirigierens, singend.

Franco Rossi war Cellist des Quartetto Italiano, mit dem die Künstlerin befreundet war. Sie zeichnete die Musiker mehrmals und malte ein großes Gesso auf Leinwand, Quartetto Italiano a Siena (# 1425).

Eugenio Bagnoli, Konzertpianist, Begleiter und Lehrer wurde anlässlich eines Kozertes im Teatro La Fenice, in Venedig, gezeichnet. Das Theater selbst, auch sein Direktor, fanden sich mehrmals in Zeichnungen.

Maria Hussa – Greve, eine Tante von Trude Waehner, Opernsängerin an der Wiener Staatsoper, auch Prag, Berlin und Hamburg ( 2 Uraufführungen). Emigrierte 1934 nach Chicago, sang an der Metropolitan Opera in New York und an der Chicago Oper. Gründete mit ihrem Mann ein Komitee für den Wiederaufbau der Wiener Staatsoper. Bei einem Kuraufenthalt in Bad Gastein, 1977, entstand die Zeichnung. 1980 wurde die 86-jährige Sängerin von Räubern in einer Chicago U-Bahn Station ermordet.
Mauricio Pollini, italienischer Pianist, tritt auch oft in Wien auf (Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien), 1977 von der Künstlerin gezeichnet.
Heinrich Schiff, österreichischer Cellist, in Gmunden geboren, 1977 bei einem Konzert gezeichnet.
Swjatoslaw Richter, 1976 Beethoven spielend, wurde bei einem Konzertbesuch gezeichnet.

Trude Waehner zeichnete den Dirigenten und Komponisten Otto Klemperer als jungen und als älteren, kranken, aber noch immer aktiven Mann – unten.

Paul Dessau, deutscher Komponist (1894-1979) aus deutsch-jüdischer Musiker-Familie, Antimilitarist aus Kriegserfahrung, Kapellmeister, Filmmusik. Emigration, Zusammenarbeit mit Bert Brecht, Wahlheimat DDR. Seine Oper "Das Verhör des Lukullus", auf der Basis eines Brecht-Textes, fand großes Interesse bei Trude Waehner, die ihn aquarelliert (# 1768) – quasi als römischen Feldherrn Lukulus - und 1978 ihn noch zeichnete.

Anlässlich einer Aufführung der Ballett-Erzählung L’Histoire du Soldat (1918 uraufgeführt), zeichnete Trude Waehner Igor Strawinsky.